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Depression und Partnerschaft – Was du wirklich unter Kontrolle hast


 

Samstagmorgen um 10 Uhr. Die Koffer sind gepackt, die Kinder bereit. Alle freuen sich auf den geplanten Österreichurlaub. Doch so langsam breitet sich eine leichte Unruhe in ihr aus: ‚Wo bleibt er nur? Wieso schläft er noch? Er sollte doch schon längst wach sein.‘


Der Blick ins Schlafzimmer bestätigt schnell ihre Befürchtungen: „Kinder, das wird heute leider nichts. Wir können nicht fahren. Papa geht es wieder schlecht.“ Sie spürt, wie die Wut langsam in ihr aufsteigt. Eine Situation, die sie und die Kinder nicht zum ersten Mal erlebt haben.


Keine Frage: Wenn ein Partner an Depression erkrankt, ist dies eine große Belastung für die Familie und die Paarbeziehung.


Stopp!


Ist das wirklich keine Frage? Wahrscheinlich fällt es dir leicht, dieser Aussage sofort zuzustimmen. Doch muss das so sein? Warum ist es eigentlich eine Belastung? Wo liegt hier das eigentliche Problem? Lass uns dem mal auf den Grund gehen:



Fakt ist: Depression und Paarbeziehung beeinflussen sich wechselseitig. Das ist wissenschaftlich gut belegt. Man weiß dabei allerdings nicht klar, was zuerst da war: die schlechte Beziehungsqualität oder die Depression. Es ist wie mit der Henne und dem Ei.



Depression und Partnerschaft: Teufelskreislauf und schleichendes Gift


Wer an einer Depression leidet, kann nur noch sehr eingeschränkt Gefühle wahrnehmen und zeigen. Er zieht sich zurück oder ist gar nicht mehr ansprechbar. Der Erkrankte hat kein Interesse mehr an der Beziehung.


Dies wirkt sich erschwerend auf die Kommunikation aus. Gesprächsversuche münden ins Leere. So entsteht ein Gefühl von zunehmender Distanz zum Partner. Die Verbundenheit geht verloren.


Irgendwann beginnt die Familie, einfach ohne den Erkrankten zu funktionieren. Dies wiederum erzeugt noch mehr Distanz und kann die Depression damit befeuern.


Ein Teufelskreislauf.


Ebenso immer mit dabei: Schuldgefühle und Ohnmacht auf beiden Seiten. Die Hilfslosigkeit ist kaum zu ertragen. Nicht selten verwandelt sie sich in Aggression und Wut. Manchmal ein verzweifelter Versuch, endlich wieder gesehen und gehört zu werden. Dies führt dann wiederum zu Schuldgefühlen.


Auch ein Teufelskreislauf.


Dazu kommt, dass ganz normale Alltagsaufgaben überwiegend nur von einem Partner getragen werden. Während er im Extremfall den ganzen Tag im Bett liegt, geht sie arbeiten und kümmert sich um Haushalt, Kinderbetreuung, Einkauf, Reparaturen, Finanzen, Urlaubsplanung, Arzttermine, Freizeitgestaltung und vieles, vieles mehr. Dies führt zu immer stärker werdendem Ärger und innerem Groll über diese Ungerechtigkeit.


Ein schleichendes Gift für jede Beziehung.


Zudem breitet sich dieses Gift auf beiden Seiten aus und auch der Partner mit Depression scheint zunehmend vom Groll zerfressen. Was sie auch tut, sie kann ihm nichts mehr recht machen.


Groll ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Feind stirbt. (Nelson Mandela)

Eine hilfreiche innere Haltung


In meinem 1:1 Paarcoaching arbeite ich nur mit Frauen, ohne deren Partner. Klingt merkwürdig, funktioniert aber wunderbar. Die Basis ist stets die innere Haltung, dass du keine Kontrolle darüber hast, was dein Partner denkt, fühlt oder tut. Dies WIRKLICH zu akzeptieren ist keine leichte Aufgabe und braucht Zeit.


Das ist schon bei „gesunden“ Beziehungen eine Herausforderung. Doch steht Depression oder eine andere psychische Diagnose im Raum, bedeutet es eine Mammutaufgabe.


Du kannst allerdings lernen, dich auf das zu konzentrieren, was DU unter Kontrolle hast: DEIN Denken, Fühlen und Handeln.


Die Diagnose deines Partners ist ein Umstand im Außen, den du akzeptieren kannst. Du kannst ihn allerdings nicht verändern.


Musst du auch nicht.


Denn das eigentliche Problem ist nicht die Diagnose, sondern wie du darüber denkst. Deine Gedanken wiederum rufen entsprechende Gefühle in dir hervor und steuern so dein Verhalten.


Merke! Nicht die Diagnose ist für deine Gefühle und dein Verhalten verantwortlich, sondern allein dein Denken darüber.


Stell dir vor, was möglich ist, wenn du die Verantwortung für dein Fühlen und Handeln zu 100% selbst übernimmst.


Stell dir dein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit vor, wenn du lernst, deine Gedanken bewusst in eine andere Richtung zu lenken.


Stell dir vor, wieviel Kraft du sparen kannst, wenn du deinen inneren Widerstand gegen die Realität aufgibst.


Wie würde das eure Beziehungsqualität beeinflussen?



Coachingfragen, die du dir stellen kannst


Am besten du schnappst dir jetzt Zettel und Stift und beantwortest folgende Fragen:


  • Angenommen, dein Partner würde sich nicht ändern und er würde so bleiben, wie er ist, was würdest du dann tun? Du kannst gehen oder bleiben. Spiele deine Optionen im Kopf durch.

  • Angenommen, du bleibst, möchtest du dich weiterhin mit deinem Groll langsam selbst vergiften oder zeigst du Liebe und Mitgefühl?

  • Was wäre, wenn du entscheiden würdest, deinen Partner weiterhin zu lieben? Wer wärst du dann in eurer Beziehung?

  • Welche Frau möchtest du in eurer Beziehung gern sein? Was würdest du als diese Frau tun, was INNERHALB deiner Kontrolle liegt?

  • Angenommen, dein Partner hätte nicht die Diagnose Depression. Wie würdest du dann anders denken, fühlen oder handeln? Was hält dich davon ab, dies schon jetzt zu tun?



Was innerhalb deiner Kontrolle liegt


Natürlich kannst du deinem Partner helfen und ihn unterstützen: Du kannst zum Beispiel Arzttermine für ihn vereinbaren oder ihn zu einer Therapie motivieren. Ob er deine Hilfe letztendlich annimmt, hast du dagegen NICHT unter Kontrolle. Dies gilt es auszuhalten.


Eine große Herausforderung ist, den Fokus dann wieder zurück auf dich zu lenken:


Was brauchst DU jetzt?

Wo kannst du dir Unterstützung holen?

Wie möchtest du dich jetzt deinem Partner gegenüber verhalten?

Wie möchtest du dich gern fühlen?


Das alles hast du unter Kontrolle.


Wie ging es mit der Frau und dem geplatzten Österreichurlaub weiter?


Nun, sie hat daraus gelernt: Zukünftig bucht sie vorsorglich Zugtickets für ihre Familie, falls ihr Mann wieder nicht fahren kann. Oder sie bittet den Opa um Unterstützung.


Ihr Mann kämpft immer noch mit Depression, aber sie hat inzwischen die Kontrolle über ihr Fühlen und Handeln zurückgewonnen und macht ihre Lebenszufriedenheit nicht mehr abhängig von seinem aktuellen Gesundheitszustand.


Das Gefühl von Frustration fühlt sie an manchen Tagen immer noch. Doch sie hat einen hilfreicheren Umgang damit gefunden.


Statt in Groll und Ärger zu versinken, konzentriert sie sich darauf, die Partnerin zu sein, die sie für ihren Mann sein möchte und bleibt dabei ihren Werten treu. Sie hat wieder gelernt, zu lieben – ihren Partner und vor allem sich selbst.



Über die Autorin





Hi, ich bin Katrin Mähler. Als Psychologin und Paartherapeutin zeige ich Frauen, wie sie wieder Erfüllung in ihrer Partnerschaft finden können.

Mit meinem Mann und meinen beiden Kindern lebe ich in meiner Wahlheimat Dresden.

Ich liebe Kaffee und Schokolade und bin bekennender Serien-Junkie.

Mehr zu meiner 1:1 Paarberatung OHNE deinen Partner erfährst du hier.


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